Lockerungen der Corona-Auflagen praktikabel umsetzen - Handwerkskammer Erfurt kritisiert die Notbetreuung in den Kitas
Die Thüringer Umsetzung der Notbetreuung in den Kindertagesstätten stößt bei der Handwerkskammer Erfurt auf scharfe Kritik. „Die vor gut zwei Wochen angekündigte Ausweitung der Notbetreuung, auf die sich die Bundesregierung in Absprache mit den Ministerpräsidenten der Länder geeignet hatte, war ein wichtiges Signal für die Eltern – und auch für die Kinder, die das Spielen mit ihren Freunden schmerzlich vermissen. Umso enttäuschter sind wir jetzt, wie die Lockerung in Thüringen umgesetzt werden soll“, sagt Thomas Malcherek, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Erfurt.
Laut der Thüringer Verordnung sollen vorrangig Kinder betreut werden, deren beide Elternteile in systemrelevanten Berufen wie dem Gesundheits- und Pflegebereich, in Kindergärten und Schulen, bei der Polizei oder dem Rettungsdienst tätig sind. „Damit fallen die Beschäftigten der Handwerksbetriebe weiterhin aus dem Raster und sind weiterhin einer hohen Belastung ausgesetzt. Dabei werden sie dringend in Betrieben gebraucht, um die Aufträge der Kunden erfüllen bzw. den Übergang vom Stillstand zur Normalität, wie beispielsweise in den Friseursalons, meistern zu können“, betont Thomas Malcherek.
Laut einer aktuellen Umfrage der Handwerkskammer Erfurt klagen 33 Prozent der Betriebe in Nord- und Mittelthüringen über Corona-bedingte Ausfälle des Personals: In diesen Betrieben fehlt durchschnittlich etwa jeder dritter Mitarbeiter. Die höchsten Personalausfallquoten weisen die persönlichen Dienstleister im Handwerk (75 Prozent) und die Gesundheitsbetriebe (60 Prozent) auf. Diese Gewerke haben traditionell einen sehr hohen Frauenanteil. „Nur wenn die Mitarbeiter ihre Kinder in guten Händen wissen, können sie sich auf die Arbeit konzentrieren“, so Malcherek. Er fordert, dass auch Eltern nicht-systemrelevanter Berufe von der schrittweisen Wiedereröffnung der Einrichtungen profitieren.
Daneben begrüßt der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Erfurt die Diskussion über weiterführende finanzielle Unterstützung der Gemeinden. „In einer gut florierenden Wirtschaft sind unsere Handwerksbetriebe unverzichtbare Säulen der Kommunen. Sie spülen mit der Gewerbesteuer nicht nur eine hohe Summe in die Stadt- und Gemeindekassen, sondern bieten und sichern moderne Arbeitsplätz. Damit erhöhen sie die Attraktivität der jeweiligen Region, was wiederum dem gesamten Freistaat zu Gute kommt “, erklärt Malcherek. In der aktuellen schwierigen Zeit dürften sie nicht allein gelassen werden.
Mit Hilfe eines Sondervermögens könnten die Thüringer Kommunen trotz des Rückgangs der Gewerbesteuer arbeitsfähig bleiben und auch weiterhin Investitionen tätigen. „Damit wäre das derzeit wohl schlimmste Szenario für Handwerksbetriebe, die Erhöhung der Hebesätze, vom Tisch. Eine solche Entscheidung würde vielen Betrieben wirtschaftlich das Genick brechen“, so der HWK-Chef.