Thüringer Handwerk ist enttäuscht über politische Entscheidungen
12. Februar 2021
Forderungen bleiben weitestgehend ohne Berücksichtigung
Die im gestrigen Bund-Länder-Gipfel beschlossene Verlängerung des Lockdowns bis zum 7. März 2021 stößt beim Thüringer Handwerk auf Kritik. „Im Vorfeld der Ministerpräsidentenkonferenz haben wir bereits im Januar unsere Forderungen dem Ministerpräsidenten dargelegt und Anfang Februar eine konkrete Strategie für den Re-Start des Handwerks erarbeitet. Sie ist der Landesregierung übergeben worden, verbunden mit einer großen Hoffnung auf ein schnelles Ende der scharfen wirtschaftlichen Beschränkungen. Mit Blick auf die gestrigen Ergebnisse der Ministerpräsidentenkonferenz müssen wir jedoch feststellen, dass sowohl unser Appell im Januar als auch der in der vergangenen Woche vorgestellte Stufenplan mit konkreten Maßnahmen für den Weg durch die Corona-Krise keine Umsetzung finden. Das bedauern wir sehr“, zeigt sich der Präsident des Thüringer Handwerkstags e.V. (THT), Stefan Lobenstein, enttäuscht.
Dass das Thüringer Handwerk mit seinen rund 30.000 Betrieben weiterhin unter den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie leidet, verdeutlichen die jüngsten Ergebnisse der mittlerweile neunten Betriebsbefragung. Neben Umsatzausfällen, fehlenden Mitarbeitern, die sich in Quarantäne befinden oder die Betreuung der Kinder abdecken müssen, und stockenden Lieferketten treiben derzeit vor allem schmelzende Auftragspolster Sorgenfalten auf die Stirn der Betriebsinhaber.
Insgesamt 54 Prozent der Handwerksbetriebe berichten von sinkenden Auftragsbeständen, im Durchschnitt reichen die Aufträge derzeit noch für 6,9 Wochen. Besonders betroffen sind laut der Umfrage die persönlichen Dienstleistungs-Handwerke (87 Prozent). Dazu zählen unter anderem Fotografen, die ein verhaltenes Kundenverhalten spüren, sowie Friseure und Kosmetiker, deren Salons laut der gestrigen Bund-Länder-Beschlüsse noch bis zum 1. März 2021 geschlossen sind. Ebenfalls betroffen sind die Lebensmittel- und Kfz-Handwerke (jeweils 75 Prozent). Kein Handwerksbereich meldet derzeit in der Summe wachsende Auftragsbestände. „Die Verunsicherung über die weitere wirtschaftliche Entwicklung ist und bleibt dementsprechend groß und wirkt sich auch auf die Prognose der nächsten Wochen aus. Der Ausblick bis zum Ende des ersten Quartals 2021 ist düster“, sagt Lobenstein.
Um in Existenznot geratene Handwerksbetriebe vor dem endgültigen Aus zu bewahren, brauche es eine klare Perspektive und eine verlässliche Exitstrategie.
„Die anhaltende „Stop-and-Go-Politik“ ist zermürbend und demotivierend. Viele Betriebe wollen und müssen endlich wieder loslegen. Vor allem müssen sie wissen, wann und wie das möglich ist“, sagt der THT-Präsident.
Die generelle Verlängerung des Lockdowns ist eine weitere schwere Belastung für die Betriebe. Eine Öffnung ab dem 7. März ist für viele Handwerksbetriebe einfach zu spät. Ohne eine verlässliche Öffnungsstrategie wird die wirtschaftliche Lage vieler Betriebe erheblichen Schaden nehmen. Die Thüringer Landesregierung soll ihren am Dienstag beschlossenen Stufenplan als Grundlage der neuen Verordnung ab dem 20.02.2021 nehmen. „Mit Blick auf die sinkenden Indizes und die hervorragenden Hygienekonzepte im Handwerk, halten wir eine Öffnung ab dem 20. Februar weiterhin als vernünftig. Die Politik muss endlich der Tatsache Rechnung tragen, dass Handwerksbetriebe keine Infektionsherde sind “, argumentiert Lobenstein.