Anzahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge mit über zehn Prozent klar über Vorjahreswert
01. September 2023
Mit insgesamt 1.414 neu eingetragenen Ausbildungsverträgen zwischen Januar und August 2023 verzeichnet die Handwerkskammer Erfurt einen Anstieg um 10,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (2022: 1.282 Verträge). Stefan Lobenstein, Präsident der Handwerkskammer Erfurt, kommentiert: „Diese positive Entwicklung zeigt den richtigen Weg auf. Bereits im Juni und im Juli hatten wir mehr neu abgeschlossene Ausbildungsverhältnisse als zur gleichen Zeit im Vorjahr.“
Ein Grund für den Anstieg, so der HWK-Präsident, liege in der zunehmenden Bedeutung des Handwerks: „Die Jugendlichen sind sich den aktuellen Herausforderungen in Deutschland und weltweit bewusst. Sie wissen, dass es qualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker braucht, die aktiv die Zukunft gestalten und einen sinnvollen Beitrag leisten möchten – sei es im Klimaschutz oder bei der alltäglichen Versorgung mit handwerklichen Produkten und Dienstleistungen. Zudem nimmt die Bedeutung sinnstiftender Arbeit bei der Berufswahl einen immer größeren Stellenwert ein.“
Ausbildungsstart weiterhin möglich: 253 freie Lehrstellen
Bis in den Herbst hinein können Jugendliche noch einen Ausbildungsvertrag abschließen und problemlos in die Lehre einsteigen. In der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Erfurt sind derzeit noch über 253 offene Lehrstellen zu finden. Darunter 30 Stellen für Elektroniker, 20 Stellen für Kraftfahrzeugmechatroniker und 18 Stellen für Anlagenmechaniker SHK. „Das sind über 253 Chancen für den beruflichen Werdegang, die ergriffen werden wollen. Unsere Bildungsberater stehen Interessierten und ihren Eltern mit Rat und Tat zur Seite und helfen bei der Bewerbung“, sagt Lobenstein. Die Zahlen zeigen: Die Nord- und Mittelthüringer Handwerksbetriebe wollen ausbilden, sie bieten sogar noch einmal mehr Ausbildungsplätze in ihren Betrieben an, ihr Ausbildungsengagement ist ungebrochen hoch, es fehlt aber an Bewerberinnen und Bewerbern.
In diesem Zusammenhang äußert die Handwerkskammer Erfurt aber auch ihre Bedenken hinsichtlich der angemessenen Finanzierung der beruflichen Bildung: „Trotz positiver Bekenntnisse zur beruflichen Bildung seitens der Politik sehen wir weiterhin einen Mangel an gleichwertiger Betrachtung und Finanzierung. Es ist beunruhigend, dass die Bundesregierung trotz steigender Kosten und wachsendem Fachkräftebedarf die Mittel für die Überbetriebliche Lehrunterweisung (ÜLU) nicht erhöhen, sondern im Haushalt 2024 kürzen möchte. Hier sprechen wir von 11 Millionen Euro, nicht von Milliarden. Angesichts des dringenden Bedarfs an handwerklichen Fachkräften und der Notwendigkeit, mehr junge Menschen auszubilden, um die Fachkräfte von morgen zu gewährleisten, ist diese geplante Kürzung schwer verständlich.“
1.382 junge Menschen lernen im Betrieb
Die große Mehrheit der Nachwuchshandwerkerinnen und Nachwuchshandwerker (1.382) hat sich für eine duale Berufsausbildung in einem Handwerksbetrieb im Kammerbezirk Erfurt entschieden. 32 Lehrlinge absolvieren indes eine überbetriebliche Ausbildung.
704 der 1.414 neuen Verträge machen die Elektro- und Metallhandwerke aus, die aktuell zu den stark nachgefragten Berufen zählen. 228 Verträge sind für die Bau- und Ausbaugewerke geschlossen worden, 113 im Bereich Gesundheits- und Körperpflege sowie der chemischen Reinigung. Mit acht neuen Verträgen haben sich vergleichsweise wenige Jugendliche für den Bereich Glas-, Papier- und keramische und sonstige Handwerke entschieden.
In die Handwerkerfamilie integriert
Unter den 1.414 neuen Lehrlingen befinden sich 73 Menschen mit Migrationshintergrund. „Die Betriebe sind immer offener für Auszubildende und Fachkräfte aus dem Ausland. Mit Blick auf den deutschen Arbeitsmarkt ist die Integration unerlässlich und ein Baustein für die Zukunftsfähigkeit des Betriebs“, so Stefan Lobenstein. Im Kammerbezirk Erfurt sind aktuell 1.510 Unternehmen als aktive Ausbildungsbetriebe gelistet.