Auswirkungen der Corona-Krise auf das Handwerk - Umfrageergebnisse der zweiten Betriebsbefragung liegen vor
Die Handwerksbetriebe in Nord- und Mittelthüringen sind weiterhin stark von der Ausbreitung des Coronavirus und den damit einhergehenden Beschränkungen der Wirtschaftstätigkeit betroffen. „Der Großteil der Handwerksunternehmen zeigte sich während des Shutdowns in den vergangenen Wochen stark verunsichert, einige sahen sich in ihrer Existenz bedroht. Allein deswegen begrüßen wir die Lockerungen, die die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten sowie die Thüringer Verordnung auf den Weg gebracht haben, als wichtiges Signal. Unsere Handwerksbetriebe brauchen eine klare Perspektive“, sagt der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Erfurt, Thomas Malcherek.
Drei von vier Betrieben (74 Prozent) berichten von einem Umsatzrückgang. Am härtesten trifft es auch weiterhin die Gesundheitshandwerke (100 Prozent) und die persönlichen Dienstleistungshandwerke (97 Prozent). Am geringsten bleibt die Betroffenheit in den Bauhauptgewerken (40 Prozent). Lediglich jeder elfte Handwerksbetrieb (11 Prozent) gibt an, keinerlei Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren. Das ist das Ergebnis einer zweiten Betriebsumfrage, die die Handwerkskammer Erfurt in diesem Monat durchgeführt hat. Im März 2020 wurden die Betriebe in Nord- und Mittelthüringen erstmals befragt.
Laut der aktuellen Umfrage meldet mehr als die Hälfte der Betriebe (56 Prozent), dass gewerbliche und/oder private Auftraggeber bereits erteilte Aufträge storniert haben. 33 Prozent klagen darüber hinaus über Corona-bedingte Ausfälle des Personals: In diesen Betrieben fehlt durchschnittlich etwa jeder dritter Mitarbeiter. Die höchsten Personalausfallquoten weisen die persönlichen Dienstleister im Handwerk (75 Prozent) und die Gesundheitsbetriebe (60 Prozent) auf. „In diesen Gewerken gibt es einen sehr hohen Frauenanteil. Die weiblichen Mitarbeiter machen sich große Sorgen um die Kinderbetreuung und sind besonders von den Kita- und Schulschließungen betroffen“, sagt der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Erfurt, Thomas Malcherek. In diesem Zusammenhang begrüßt er die ersten Lockerungen der Auflagen, insbesondere die Ankündigung der ausgeweiteten Notbetreuung in den Kitas und die schrittweise Öffnung der Schulen.
31 Prozent der befragten Betriebe berichten über Engpässe bei Materialien, Vorprodukten, Komponenten oder Betriebsmitteln. Insbesondere die Kfz-Handwerke (40 Prozent) und die Handwerke für den gewerblichen Bedarf (37 Prozent) sind von Nachschubproblemen betroffen.
Jeder zweite Handwerksbetrieb plant, für einen Teil oder die gesamte Belegschaft Kurzarbeit anzumelden bzw. hat dies bereits getan. Dazu zählen insbesondere die Gesundheitsgewerke (78 Prozent), Kfz-Gewerke (68 Prozent) und die Bauhauptgewerke (60 Prozent). Mehr als 40 Prozent der Betriebe wollen die fehlende Beschäftigung von Mitarbeitern durch den Abbau von Überstunden oder die Anordnung von Urlaubstagen auffangen. Nur von wenigen Betrieben wird die Kündigung von Mitarbeitern (9 Prozent) oder die vorübergehende Schließung des Betriebs (12 Prozent) erwogen.
Die jüngsten Umfrageergebnisse verdeutlichen, dass die Corona-Krise das Handwerk mit voller Wucht getroffen hat. Um die Betriebe vor dem Aus zu bewahren, müssen sie beim Übergang vom Stillstand zur Normalität unterstützt werden. „Wir fordern, die Betriebe von Lasten finanzieller und verwaltungstechnischer Art zu befreien. Neben der zinslosen Steuerstundung und dem Herab- oder Aussetzen der Gewerbesteuervorauszahlung, welche die Liquidität sicherstellen sollen, setzen wir auf die unbürokratische Vergabe und Abwicklung von Aufträgen ohne das Ausfüllen eines Papiertigers. Statt Stunden am Schreibtisch für Verwaltungsaufgaben zu verbringen, müssen die Betriebe ihrer Kernkompetenz – das Handwerk ausüben– nachgehen können“, betont Thomas Malcherek.