Gesellenbriefe im Kfz-Mechatronikerhandwerk überreichtDozenten aus China erhalten anerkannten deutschen Berufsabschluss
16 chinesische Hochschuldozenten sind jetzt ausgebildete Kfz-Mechatroniker. Schwarz auf weiß und als ein offizielles Dokument haben sie den Nachweis ihrer handwerklichen Qualifikation erhalten. Am 21. November überreichte ihnen Thomas Malcherek, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Erfurt, zusammen mit Lutz Graf, Obermeister der Kfz-Innung Erfurt-Ilmkreis, im Meistersaal der Handwerkskammer die Gesellenbriefe. Eine solche Qualifizierung für chinesische Akademiker mit der abschließenden Prüfung zu einem anerkannten deutschen Berufsbildungsabschluss hat es in dieser Form noch nicht gegeben und ist in erster Linie der guten Zusammenarbeit aller Partner des Projektes zu verdanken.
In dem deutsch-chinesischen Projekt, dessen Leitung die ZWH (Zentralstelle für Weiterbildung im Handwerk) innehat, lernten chinesische Dozenten aus dem Bereich der Kfz-Ausbildung, wie sie ihr theoretisches Wissen in der methodischen Berufsausbildung und Werkstattpraxis umsetzen können. Acht Monate waren die 16 Kfz-Berufsschullehrer aus der 28-Millionen-Einwohner zählenden, mittelchinesischen Metropole Chongqing insgesamt in Deutschland. Davon sechs Monate lernten sie im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Erfurt, dem Projektpartner, vor allem die praktische Seite einer handwerklichen Ausbildung. Die Erfahrungen sollen künftig in die Entwicklung und die Reform des chinesischen Berufsbildungswesens einfließen.
Die Kfz-Ausbilder im BBZ unterwiesen die chinesischen Gäste in acht Lernfeldern. Die Teilnehmer sammelten dabei Erfahrungen in moderner Fahrzeugtechnik und Werkzeugausstattung. Sie arbeiteten selbst an Motoren, Bremsen oder Elektronik, maßen, prüften, schraubten und analysierten in den Kfz-Werkstätten des Erfurter BBZ.
Ziel dieser intensiven Multiplikatorenschulung ist es, die praktische Ausbildung in China weiter zu professionalisieren, um im schnell wachsenden Kfz-Werkstattbereich qualifizierte Fachkräfte heranzubilden, die den Umgang mit modernster Fahrzeugtechnik praktisch wie theoretisch erlernt haben.
Der Ausbildungsplan für die chinesischen Lehrer wurde vom BBZ entwickelt und soll bei Fortführung des Projektes auch in den folgenden Dozentenschulungen angewendet werden. Darüber hinaus erstellt die Handwerkskammer Erfurt die komplette Ausstattungsplanung für das neue Kfz-Ausbildungszentrum im Bereich der Technischen Universität in Chongqing.
Die Multiplikatorenschulung von Lehrern der Technischen Universität ist ein Ergebnis der letzten China-Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Teil der deutsch-chinesischen Allianz.
Dass die Teilnehmer nach dem halben Jahr Qualifizierung ihre Gesellenprüfung in Theorie und Praxis ablegen konnten, ist Ergebnis der engen Zusammenarbeit von ZWH, Handwerkskammer Erfurt sowie der weiteren Partner ZDH und Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZdK). Gemeinsames Ziel aller Partner ist es, die erfolgreiche berufliche Ausbildung im Handwerk in Länder ohne diese Tradition zu etablieren.
Stefan Lobenstein, Präsident der Handwerkskammer Erfurt: „Die Wertschätzung unseres Gesellenbriefes als Qualifikationsnachweis der chinesischen Dozenten ist ein weiterer Beweis dafür, dass unser berufliches Bildungssystem hohe Wertschätzung genießt. Mit einer Aufwertung der beruflichen Bildung in China wachsen die Beschäftigungs- und Verdienstmöglichkeiten der Menschen ohne akademischen Abschluss und wächst somit auch der Wohlstand in dem Land. Dies ist wichtig für unsere Exportwirtschaft und somit auch für das hiesige Handwerk von Bedeutung.“