Erholungsprozess verzögert
1. März 2022
Ergebnisse der jüngsten Betriebsumfrage zu Corona-Auswirkungen liegen vor
Neue Corona-Virusvarianten, Quarantänefälle und Rückzahlung von Soforthilfen, Fachkräftemangel und Lieferengpässe: Jedes einzelne Ereignis kann zu einem Problem für Handwerksbetriebe werden. Treten sie gemeinsam auf, wie es derzeit häufig der Fall ist, können die Unternehmen ins Straucheln kommen. Das belegen die Ergebnisse der aktuellen Betriebsumfrage zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie, die der Zentralverband des Deutschen Handwerks auch in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer Erfurt durchgeführt hat.
Auch wenn Bund und Länder erste Lockerungen vollzogen haben und ein Freedom Day in Aussicht steht, gilt es, die Handwerksbetriebe weiter zu unterstützen – gerade, weil das erste Quartal des laufenden Jahres erneut von wirtschaftlichen Rückschlägen gekennzeichnet sein wird. „Die Politik muss alles daran setzen, die Pandemie zu überwinden, die Folgen der Pandemie zu überwinden, so dass die Betriebe wieder ohne Einschränkungen wirtschaften können“, sagt der Präsident der Handwerkskammer Erfurt, Stefan Lobenstein. Mit Blick auf die außer Takt geratenen Märkte, die von Lieferengpässen und Preisexplosionen beeinflusst werden, plädiert Lobenstein auf Unterstützungsmaßnahmen. Das könnten beispielsweise flexiblere Vertrags- und Preisgestaltungen, insbesondere bei öffentlichen Aufträgen, sein oder die Stärkung der beruflichen Bildung.
Gewerke mit direktem Kundenkontakt besonders betroffen
Für den Januar 2022 berichten im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum mehr als doppelt so viele Handwerksbetriebe von Umsatzeinbußen (39 Prozent) als von Umsatzzuwächsen (17 Prozent). Hohe Anteile von Betrieben mit Umsatzeinbußen gibt es vor allem bei den persönlichen Dienstleistern des Handwerks wie Friseuren und Kosmetikern (66 Prozent). Überdurchschnittlich sind diese zudem auch in den Kfz- (46 Prozent), den Lebensmittel- (43 Prozent) und den Gesundheitshandwerken (40 Prozent). Damit sind erneut vor allem die Gewerke mit direktem Kundenkontakt in Werkstätten und Ladenlokalen besonders von den Pandemie-Folgen betroffen.
Der Ausblick bis zum Ende des ersten Quartals 2022 fällt sehr verhalten aus: 40 Prozent der Betriebe rechnen mit einer insgesamt unterdurchschnittlichen Umsatzentwicklung in diesem Zeitraum, nur 11 Prozent mit einer überdurchschnittlichen. Knapp die Hälfte (49 Prozent) geht von einer saisontypischen Entwicklung aus. Die Pandemiefolgen und auch die Lieferkettenstörungen werden nach Auffassung der Betriebe also zumindest noch in den ersten drei Monaten des Jahres die Konjunktur im Handwerk bremsen und den wirtschaftlichen Erholungsprozess weiter verzögern.
Personalausfälle nehmen stark zu
Mit der steigenden Verbreitung der Omikron-Virusvariante und dem starken Wachstum der Infektionszahlen waren zu Jahresbeginn deutlich mehr Betriebe von Corona-bedingten Personalausfällen betroffen. Gegenüber August 2021 hat sich dieser Anteil auf 43 Prozent mehr als verdreifacht. Durchschnittlich fehlen in den Betrieben 25 Prozent der Beschäftigten, weil sie selbst erkrankt oder als Kontaktpersonen in Quarantäne sind oder die Betreuung von Angehörigen übernehmen müssen. Dieser Wert hat sich im Vergleich zur Vorbefragung um 4 Prozentpunkte erhöht.
Die ab Mitte März 2022 geltende einrichtungsbezogene Impfpflicht betrifft auch viele Handwerksbetriebe, die vor Ort in den Einrichtungen Aufträge ausführen (23 Prozent). Überdurchschnittlich häufig davon betroffen sind die Gewerke der Ausbau-, der gewerblichen Dienstleistungs- und der Gesundheitshandwerke. Für die betroffenen Betriebe stellt der Impfstatus der vor Ort eingesetzten Mitarbeiter eine wichtige Kenngröße für die Planung und Erfüllung von Aufträgen dar, gerade wenn zukünftig nur noch geimpfte Personen in diesen Einrichtungen eingesetzt werden können.
Große Booster-Bereitschaft
Unter diesen neuen Voraussetzungen ist es erfreulich, dass mehr als 70 Prozent der Belegschaften der Betriebe zwischenzeitlich sogar bereits eine Booster-Impfung erhalten haben. Diese überdurchschnittliche Bereitschaft zu einer (Booster-)Impfung unter den Handwerkern lässt nur geringe Beeinträchtigungen für Betriebe und Kunden durch die einrichtungsbezogene Impfpflicht erwarten.