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Handwerkskammer Erfurt stellt Ergebnisse der Frühjahrskonjunktur vorErnüchterung nach kurzzeitiger Entspannung: Preisexplosionen drücken auf Stimmung im Handwerk

Die Preise für Energie und Rohstoffe explodieren, das Material ist knapp und der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehenden Wirtschaftssanktionen werden immer spürbarer: Die Stimmung im Handwerk in Nord- und Mittelthüringen ist verhalten bis schlecht. Nach einer kurzzeitigen Entspannung nach der Corona-Pandemie hadern die Betriebe deutlich mit der derzeitigen Wirtschaftssituation und blicken mehrheitlich pessimistisch in die Zukunft.

Das ist das Ergebnis der Frühjahrskonjunktur, die die Handwerkskammer Erfurt mit Hilfe ihrer Mitgliedsbetriebe erstellt und am Donnerstag, 28. April 2022 präsentiert hat. „Es liegt noch ein langer Weg vor den Betrieben, bis sie wieder an das Allzeithoch vor der Corona-Pandemie anknüpfen können“, sagte der Präsident der Handwerkskammer Erfurt, Stefan Lobenstein. 

Im Pressegespräch zeichnete er mit Hauptgeschäftsführer Thomas Malcherek ein aktuelles Stimmungsbild der Betriebe im Kammerbezirk, der die Landkreis Eichsfeld, Nordhausen, Kyffhäuserkreis, Unstrut-Hainich-Kreis, Sömmerda, Weimarer Land, Ilm-Kreis und Gotha sowie die kreisfreien Städte Erfurt und Weimar umfasst. Rund 14.000 Betriebe sind hier beheimatet. 

Wirtschaftlicher Abschwung

Laut Konjunkturbericht setzt sich der wirtschaftliche Abschwung, der mit der Corona-Pandemie begann und nun durch Lieferengpässe, extreme Preissteigerungen im Einkauf sowie Auswirkungen der kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa gekennzeichnet ist, im Frühjahr 2022 fort. Der Geschäftsklimaindikator liegt bei 107 Prozent und damit 30 Punkte unter dem Wert von 2019. Dennoch beurteilen mehr als zwei Drittel der Betriebe ihre Geschäftslage als gut bis befriedigend. 

Das ist mit der relativ guten Wirtschaftssituation der Bauhaupt- und Ausbaugewerke zu begründen, die zusammen mit Metall- und Elektrounternehmen gut 60 Prozent der Betriebe im Kammerbezirk ausmachen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die eng miteinander verzahnten Branchen waren vergleichsweise gering. Nun aber geben die zu Rekordwerten angestiegenen Preise für unverzichtbare Rohstoffe wie Stahl Anlass zur Sorge. „Die gute Auftrags- und Umsatzlage in den Bau- und Ausbaugewerken könnte schon bald nur eine Momentaufnahme gewesen sein. Wenn keine seriösen Kalkulationen mehr möglich sind, weil Zulieferer nur noch mit Tagespreisen arbeiten oder Rohstoffe verspätet oder gar nicht lieferbar sind, wird es zu massiven Auftragsrückgängen und in Folge sogar zu Betriebsschließungen kommen“, alarmierte Stefan Lobenstein.

Nahezu alle Handwerkerinnen und Handwerker - und 30 Prozent mehr als 2021 - erwarten weiter steigende Einkaufspreise. Demzufolge werden auch die Verbraucher tiefer in das Portemonnaie greifen müssen, wenn sie Leistungen der Handwerkerinnen und Handwerker in Anspruch nehmen wollen. Doppelt so viele Betriebe wie noch 2021 gehen von steigenden Verkaufspreisen aus.

Düstere Prognose

Trotz der Lockerungen der Corona-Beschränkungen hegen vier von fünf Betrieben befriedigende bis schlechte Erwartungen an die künftige Geschäftslageentwicklung. Für große Verunsicherung sorgt der anhaltende Krieg in der Ukraine. „Die politische Entwicklung stoppt den wirtschaftlichen Neustart, den wir uns erhofft haben. Das Handwerk in Nord- und Mittelthüringen wird auch in den kommenden Wochen und Monaten im Krisenmodus agieren müssen“, sagte Stefan Lobenstein. 

Um Betriebsschließungen zu vermeiden, sei die Unterstützung des Staates gefragt. „Vor allem die Energiepreise drängen die Betriebe an die Grenze der Wirtschaftlichkeit, was so kurz nach der schweren Corona-Phase der geschäftliche Genickbruch sein kann. Die Politik, insbesondere die neue Bundesregierung, darf die Handwerksbetriebe nicht bestrafen, sondern muss ihnen beispielsweise bei der Umstellung auf energiesparende Investitionen unter die Arme greifen“, sagte Lobenstein. Gleichzeitig müsse global gedacht werden, um langfristig stabile Preise zu sichern: „Hier muss die Europäische Union als starker Spieler auftreten, um auf internationale Vereinbarungen einwirken zu können.“