Gemeinsam gesellschaftliche Verantwortung tragen
20. Februar 2020
Handwerk im Dialog mit Kirchen
Angesichts des Vormarsches populistischer Parteien und einer Polarisierung der politischen Debatte wollen Handwerk und Kirchen näher zusammenstehen. Dies war ein Ergebnis der Sitzung des Zentralen Besprechungskreises Kirche-Handwerk am 23./24. Januar 2020 in Köln. Auch Hauptgeschäftsführer Thomas Malcherek von der Handwerkskammer Erfurt brachte sich aktiv in den Austausch ein, der traditionell zu Jahresbeginn zwischen Repräsentanten der Handwerksorganisationen und der Kirchen stattfindet.
Angesichts einer sinkenden Wahlbeteiligung, steigender Politikverdrossenheit sowie gezielter Falschmeldungen erklärte Karl-Sebastian Schulte, Vorsitzender des Besprechungskreises Kirche-Handwerk und Geschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH): „Wir wollen uns gemeinsam der inhaltlichen Debatte stellen, mit einer klaren Haltung für unser christliches Wertefundament und die freiheitlich-demokratische Grundordnung unseres Gemeinwesens.“ Rote Linien in der Debatte müssten klar abgesteckt werden, damit sie nicht zu „Rutschbahnen in den Extremismus“ würden. Gastrednerin Dr. Andrea Römmele, Professor of Communication in Politics and Civil Society, forderte eine bessere Streitkultur und warnte, dass Demokratie nicht selbstverständlich sei. „Die politische Auseinandersetzung befindet sich in einer Krise“, so Römmele Fazit.
Comeback der Meisterpflicht
Auch aktuelle wirtschaftspolitische Fragen wurden diskutiert. Der ZDH und die Handwerkskammern werteten die von der Politik beschlossene Rückkehr zur Meisterpflicht in 12 Handwerksberufen als einen Riesenerfolg.
„Die Meisterausbildung hat in den vergangenen 15 Jahren ein stürmisches Auf und Ab erlebt. Die Qualität der Handwerks- als auch die der Ausbildungsleistung wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Umso mehr ist das klare Bekenntnis zum Meisterbrief ist ein erstes wegweisendes Zukunftssignal an unsere Gesellschaft und unsere Verbraucher!“, resümiert Thomas Malcherek. Das Handwerk sei sich sicher: Die Meisterpflicht werde wieder zu wieder mehr Qualität, mehr Ausbildung und mehr Verbraucherschutz beitragen. „Vor allem aber ist sie ein deutliches Zeichen einer stärkeren Wertschätzung für die berufliche Bildung und für unser weltweit geachtetes duales Ausbildungssystem“, so der Hauptgeschäftsführer.
Auch das von Teilen der Politik geforderte Lieferkettengesetz beschäftigte die Sitzungsteilnehmer. Demnach sollen Unternehmen verpflichtet werden, in ihren globalen Lieferketten die Menschenrechte zu wahren, wenn freiwillige Ansätze nicht ausreichen. Wie Prälat Dr. Martin Dutzmann, Bevollmächtigter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, feststellte, tendierten die Kirchen zu einem Lieferkettengesetz, doch dürfe „die Nachweispflicht nicht allein beim letzten Glied der Kette – beim Handwerker – liegen.“
Im Handwerk werden Werte gelebt
Thomas Malcherek zieht ein positives Feedback aus dem diesjährigen Treffen mit den Vertretern der Kirche: „Wir vom Handwerk und die Kirchen unterstützen uns gegenseitig dabei, unsere Verantwortung möglichst engagiert wahrzunehmen. Wir sind gemeinsamen Werten verpflichtet und treten für eine soziale Ordnung ein, die dem christlichen Menschenbild entspricht und auf den Prinzipien der Personalität, Subsidiarität und Solidarität fußt.“ Das Thüringer Handwerk sei wertegebunden. Es schaffe Werte für Kunden, Wirtschaft und Gesellschaft. Im Handwerk würden Werte gelebt – Eigeninitiative, ehrenamtliches Engagement und ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein für den Betrieb und sein Umfeld. Handwerks-unternehmen handeln sozial, nicht nur indem sie Arbeits- und Ausbildungsplätze und damit Wohlstand schaffen.