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Geschäftslage im Handwerk hat sich verschlechtert

11. April 2024

Wirtschaftliche Entwicklung wird durch Krise am Bau eingebremst

Die wirtschaftliche Lage im Nord- und Mittelthüringer Handwerk bleibt auch im Frühjahr 2024 von Herausforderungen geprägt. Die seit der Corona-Krise anhaltenden negativen Trends setzen sich fort, wobei die Unsicherheit durch politische und wirtschaftliche Faktoren verstärkt wird. Dies spiegelt sich in den Ergebnissen der aktuellen Konjunkturumfrage wider, die von der Handwerkskammer Erfurt am heutigen Donnerstag (11. April 2024) präsentiert wurde.

„Im Vergleich zum Frühjahr 2023 hat sich die Geschäftslage erneut verschlechtert. Der Geschäftsklimaindikator liegt aktuell bei 98 Prozent – und damit 11 Punkte unter dem Wert des Vorjahres. Ihre Geschäftslage beurteilt aber immer noch drei Viertel aller Befragten als gut bis befriedigend“, sagt der Präsident der Handwerkskammer Erfurt, Stefan Lobenstein. Er ordnete die aktuellen Ergebnisse gemeinsam mit Hauptgeschäftsführer Thomas Malcherek im Rahmen einer Pressekonferenz ein. Eine drängende Problematik bleibt der Fachkräftemangel im Handwerk, wobei die Stellenzuwächse im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen sind. Deutlich gesunken ist auch die Investitionsneigung der Betriebe.

Besonderheiten in ausgewählten Gewerken:

Baugewerbe: Die Auswirkungen der Energie- und Rohstoffkrise sind im Baugewerbe deutlich spürbar. Gestiegene Preise für Baustoffe, steigende Zinsen und eine abnehmende Nachfrage führen zu einer besorgniserregenden Situation. Nur noch 23,3 Prozent der befragten Unternehmen bewerten ihre Lage als gut (Vergleich 2023: 35 Prozent; 2022: 53 Prozent). Die Investitionsneigung erreicht einen Tiefpunkt: Fast drei Viertel der befragten Betriebe investieren aktuell weniger, das ist eine Steigerung von 42 Prozent zum Vorjahr. 

Ausbaugewerbe: Die Ergebnisse in den Ausbaugewerken sind aufgrund der direkten Verzahnung der Tätigkeiten traditionell dem Bauhauptgewerbe ähnlich. Die hohe Nachfrage nach Sanierungen und die Erfordernisse der Energiewende stabilisieren die Branchenkonjunktur jedoch deutlich. Dennoch besteht das langfristige Risiko einer finanziellen Belastung ihrer privaten und gewerblichen Auftraggeber. 33,8 Prozent (+11 Prozent) der Betriebe berichten von sinkenden Umsätzen. Die Investitionsneigung bleibt zurückhaltend, nur vier Prozent der Betriebe rechnen mit steigenden, 45 Prozent mit sinkenden Investitionen.

Nahrungsmittelhandwerk: Die Ergebnisse der Befragung vermitteln ein konstant angeschlagenes Bild. Immer noch jeder zweite befragte Betrieb berichtet von gestiegenen Rohstoffpreisen. Der katastrophale Umsatzrückgang des Vorjahres konnte gestoppt werden. Jedoch lassen sich zwei gegensätzliche Entwicklungen erkennen. Die Stabilisierung der Einkaufspreise bei gleichzeitig gestiegenen Verkaufspreisen führt bei 21,4 Prozent der Befragten zu einer positiven Umsatzentwicklung. Allerdings berichten 57,1 Prozent auch von sinkenden Umsätzen. Diese Entwicklung ist entscheidend vom Geschäftsmodell abhängig. Die Investitionsneigung bleibt auf einem konstanten Niveau.

Kfz-Handwerk: Im Vergleich zum Vorjahr zeichnet sich eine leichte Verbesserung ab. Zwar stufen mehr Betriebe ihre Geschäftslage als schlecht (+ 7 Prozent) ein, aber auch deutlich mehr als gut (+10 Prozent). Jedoch führt der plötzliche Stopp der Elektromobilitäts-Förderung zu einem Vertrauensverlust in die Politik. Der erwartete Rückgang der Neuzulassungen resultiert bei den befragten Betrieben in einer erschreckend negativen Prognose – nur noch 6,9 Prozent erwarten eine positive Entwicklung. Dennoch verzeichnen aktuell 26,7 Prozent (+12 Prozent) der Betriebe höhere Umsätze und sechs Prozent eine positive Beschäftigtenzahlentwicklung.

Erwartungen zur Entwicklung der Geschäftslage

Insgesamt bleibt die Lage im Handwerk angespannt. Die Betriebe sind verhalten optimistisch in Bezug auf die Zukunftsaussichten. Angesichts der multiplen Krisensituationen erwarten nur noch 72 Prozent der Betriebe eine gute bis befriedigende Geschäftslage in den nächsten Monaten, wobei die Rahmenbedingungen, wie hohe Zinsen und schwache Konsumnachfrage die Zukunftsaussichten weiterhin negativ beeinflussen. Trotz einiger positiver Signale, wie einem Rückgang der Inflationsrate und Lichtblicken im Kfz-Handwerk, wird eine kurzfristige Besserung nicht erwartet.

Die Handwerkskammer Erfurt steht den Betrieben weiterhin unterstützend zur Seite und setzt sich für die Stärkung des Handwerks in der Region ein.