Handwerkskammer Erfurt führte Herbst-Konjunkturumfrage durch Goldenes Herbstquartal aber sinkende Erwartungen auch im Handwerk
Die Geschäftslage im Nord- und Mittelthüringer Handwerk ist in diesem Herbst mit 87,2 Punkten im Konjunkturklimaindex konstant hoch. „Damit zeigt sich im vierten Jahr in Folge das heimische Handwerk in hervorragender Verfassung“, kommentiert Erfurts Handwerkskammerpräsident Stefan Lobenstein die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage. Betrachtet man die Erwartungen, deuten erste Anzeichen jedoch auf eine leichte Abkühlung hin.
Lobenstein erklärt dies mit den zu erwartenden Auswirkungen der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, da sowohl die Industrieproduktion in den letzten Monaten deutlich gesunken ist und auch das Konsumverhalten zurückhaltender wird. Betriebe, die für den gewerblichen Bedarf produzieren, spüren die Abkühlung bereits und sind in ihren aktuellen Einschätzungen wie auch in ihren Erwartungen deutlich zurückhaltender als andere Branchen.
Die insgesamt positive Entwicklung der Geschäftslage im dritten Quartal 2014 wird in erster Linie durch das Baugewerbe, Kfz-Gewerbe sowie die Nahrungsmittelhandwerke getragen. Hier liegen auch die Beschäftigungsimpulse. Lobenstein: „Vor allem das Bau- und Ausbaugewerbe aber auch die Bäcker und Fleischer gaben an, Beschäftigung aufzubauen.
Allerdings gestaltet sich die Fachkräfterekrutierung schwierig. In nahezu allen Branchen werden Fachkräfte sowie Lehrlinge gesucht.“
Steigende Umsätze und Auftragseingänge im dritten Quartal registrierten insbesondere das Bau- und Ausbaugewerbe sowie das Gesundheitsgewerbe. Preissteigerungen fanden in den Nahrungsmittelhandwerken statt. Allerdings liegt hier die Investitionsneigung am niedrigsten.
Die durchschnittliche Auftragsreichweite sinkt zwar leicht von 7,6 auf 7,0 Wochen. Aber auch dieser Wert ist hervorragend und verdeutlicht die grundsätzlich gute Auftragslage. Jeder zweite Betrieb ist zu über 90 Prozent ausgelastet. „Die hohe Auslastung spiegelt die gute Auftragslage aber auch den Fachkräftebedarf wieder. Viele Betriebe können und würden gerne expandieren, finden aber keine Mitarbeiter. In vielen Branchen lässt sich dieses Manko auch nicht durch Rationalisierungen und Investitionen in neue Maschinen und Anlagen kompensieren“, erklärt der Präsident.
Lobenstein sieht in der Gesamtbetrachtung der Umfrageergebnisse die Wachstumsspitze im Handwerk erreicht. „Trotz des guten letzten Quartals sind die Erwartungen bereits nicht mehr so hoch. Das Handwerk reagiert stets etwas zeitverzögert auf die gesamtwirtschaftliche Großwetterlage. Daher ist zu vermuten, dass wir die europäischen und weltweiten Krisen, die unsere produzierende Industrie und die Finanzwirtschaft beeinflussen, spätestens im kommenden Jahr zu spüren bekommen.“
Ob sich aus der zu erwartenden Konjunkturdelle eine Krise entwickelt, bleibt abzuwarten. Für Lobenstein ist wichtig, dass sich die Bundesregierung in ihrer wirtschaftspolitischen Ausrichtung auf eine konjunkturelle Abkühlung vorbereitet. „In Deutschland hat sich in den letzten Jahren vor allem der Binnenmarkt und hier das Handwerk als stabilisierender Faktor erwiesen. Diese Stärke müssen wir stärken, beispielsweise indem Investitionen unter anderem in den Bereichen Erneuerbare Energien, energetische Gebäudesanierung oder Stadtumbau unterstützt werden. Auch der Staat ist aufgefordert, die gesunde Balance zwischen sparen und investieren zu halten. Die Infrastruktur zum Beispiel im Straßen- und Schienennetz darf nicht auf Verschleiß gefahren werden.“
Hier lesen Sie mehr zu den Ergebnissen der Konjunkturumfrage.