Handwerk fordert Parteien zum offenen Dialog auf
30. November 2023
Thüringer Landtagswahl 2024
Die ersten Spitzenkandidaten sind nominiert, die Vorbereitungen für die Landtagswahl am 1. September 2024 laufen an. Damit positioniert sich auch das Thüringer Handwerk und fordert die demokratischen Parteien zum offenen Dialog aus. "Das Handwerk ist die tragende und unverzichtbare Säule der Wirtschaft des Freistaats. Dass sich die zur Wahl antretenden Parteien dementsprechend zum Handwerk bekennen und in ihren Wahlprogrammen Maßnahmen für zur Stärkung des Handwerks einfließen lassen, ist für uns eine logische Konsequenz", sagt der Präsident des Thüringer Handwerkstag e.V. (THT), Stefan Lobenstein.
Im Rahmen der Vorstandssitzung des Thüringer Handwerkstag e.V. am 24. November 2023 sind erste Erwartungen und Forderungen an die Parteien, die ein Regierungsmandat anstreben, formuliert worden. Zu Beginn des Jahres wird der THT-Vorstand das Positionspapier verabschieden, das die Grundlage der Arbeit der Dachorganisation des Thüringer Handwerks darstellt. "Wir wünschen uns einen Austausch auf Augenhöhe. Der Start der Erarbeitung der Wahlprogramme der einzelnen politischen Parteien ist ein perfekter Zeitpunkt, um das Gespräch zu suchen, die Lage des Handwerks zu skizzieren und praktische Lösungsvorschläge zu erörtern. Nur so kann der gemeinsame Weg in der nächsten Legislaturperiode frühzeitig geebnet werden", betont Stefan Lobenstein.
Besondere Bedeutung für die Zukunftsaufgaben
Mit aktuell 29.736 Betrieben, 148.000 Beschäftigten und über 7.000 Auszubildenden ist das Handwerk der starke Motor der Thüringer Wirtschaft und verlässlicher Partner für Staat und Gesellschaft. Individuelle und qualitativ hochwertige Produkte sind das Markenzeichen des Thüringer Handwerks, das mit seinen Ideen, Innovationen und Investitionen für den Fortbestand der Betriebe einsteht und in sämtliche Regionen des Freistaats wirkt. Insbesondere für die Zukunftsaufgaben, wie die Bewältigung der Klimakrise und den ressourcenschonenden Einsatz von Energie und Materialien, ist das Handwerk von besonderer Bedeutung.
Um die Rahmenbedingungen zu verbessern, hat das Thüringer Handwerk bereits drei Kernpunkte formuliert. Zu ihnen zählen die Stärkung des Unternehmertums, die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung sowie der Abbau der Bürokratielast und unverhältnismäßig hohen Auflagen für Unternehmer. "Soll der Wirtschaftsstandort Thüringen nachhaltig gestärkt werden, muss die zukünftige Landesregierung ihren Blick auf das Handwerk schärfen", sagt der THT-Präsident.
Gezielte Förderung des Handwerks
Um das Unternehmertum zu stärken, braucht es nach Lobensteins Worten eine stärkere und gezieltere Förderung des Handwerks, etwa durch die Wiederaufnahme des Förderprogramms "Thüringen-Invest" oder die Steigerung der Attraktivität von Existenzgründungen im Handwerk. Zudem müsse die Politik einen Beitrag leisten, um die Wertschätzung der wirtschaftlichen wie gesellschaftlichen Bedeutung des Handwerks für das Bundesland zu steigern. "Die Betriebe sichern nicht nur die Daseinsvorsorge der Thüringerinnen und Thüringer, sondern haben eine Vorbildfunktion, etwa durch die Offenheit neuen Technologien gegenüber oder die vermehrte Integration internationaler Fachkräfte", nannte Lobenstein einige Beispiele.
Um noch mehr Kinder und Jugendliche für einen Handwerksberuf zu begeistern, müsse die duale Berufsausbildung - als Grundlage für eine steile Karriere im Handwerk - gestärkt und der akademischen Bildung gleichgestellt werden. Dazu gehört eine frühzeitige Förderung des Nachwuchses an allen allgemeinbildenden Schulen, zum Beispiel durch die Stärkung der Fächer Werken und Technik und Praxistage in Betrieben. Darüber hinaus wird die gleichwertige finanzielle Ausstattung, etwa für Berufsschulen und Berufsbildungszentren, angestrebt.
Deregulierung des Gesetzes-Dschungels
Damit Betriebe wirtschaftlich agieren können, drängt das Thüringer Handwerk auf den Abbau der Bürokratielast und übermäßiger Auflagen für Unternehmer. "Die Wirtschaft ist maßlos überreguliert. Statt auf den Baustellen oder in ihren Werkstätten zu arbeiten und in die Zukunft zu investieren, müssen sich die Betriebe durch den Dschungel an Gesetzen und Vorschriften kämpfen. Damit muss Schluss sein, sonst steht die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Spiel", zeigt Lobenstein auf.
Um den Konsum zu stützen und Investitionsanreize zu setzen, drängt das Handwerk nicht nur auf Landesgesetze, die übersichtlich und verständlich formuliert sind und die Folgen für die Betriebe schon vor Inkrafttreten im Blick haben. Darüber hinaus braucht es auch eine Verbesserung der Möglichkeiten der steuerlichen Verlustverrechnung oder die Begrenzung der kalten Progression. Damit die Betriebe auch in der Zukunft die "Wirtschaftsmacht von nebenan" sein können.