Handwerk gegen Mindestlohnpläne der SPD
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück diskutierte mit Handwerksvertretern im Betrieb „Metallbau Möller“ über Themen wie Mindestlohn, Duale Ausbildung und Energiepreisentwicklung.
Kritisch sahen die Handwerker vor allem die Forderung Steinbrücks nach einem flächendeckenden einheitlichen Mindestlohn. Dies würde, so Sybille Hain als Vizepräsidentin des Thüringer Handwerkstages (THT) und THT-Geschäftsführer Thomas Malcherek, legale Arbeit in die Schwarzarbeit drängen und damit den Preiswettbewerb noch weiter verschärfen. Die Handwerker schlugen branchenspezifische Mindestlohnregelungen vor, deren Einhaltung jedoch auch zu kontrollieren sei.
Steinbrück erwartet mit einem flächendeckenden Mindestlohn von 8,50 Euro zwar in einigen Dienstleistungsbrachen einen Preisanstieg, jedoch keinen Anstieg der Schwarzarbeit. In anderen Branchen mit einem gesetzlichen Mindestlohn habe es keine Absetzbewegungen in die Schattenwirtschaft gegeben, beispielsweise im Gebäudereinigerhandwerk, so der SPD-Politiker.
Für Betriebe wie „Metallbau Möller“ spielt die Mindestlohndebatte keine Rolle. Hier werde sogar über Tarif bezahlt, um die Fachkräfte zu halten oder neue zu bekommen, so Geschäftsführer René Möller, der zusammen mit seinem Bruder Oliver den Erfurter Metallbaubetrieb leitet. Der auf Fassadenbau spezialisierte Betrieb hat 95 Mitarbeiter, davon fünf Lehrlinge.
In der Gesprächsrunde erklärte Steinbrück die Fachkräftesituation, die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise und die Bürokratie als die Megathemen der kommenden Zeit. Mittelstandspolitik müsse sich daher mit der Stärkung der beruflichen Bildung, einer fairen Förderstruktur im Bereich der Erneuerbaren Energien und dem Abbau bürokratischer Hürden auf allen politischen Ebenen befassen.
Zum Thema Duale Ausbildung gab Steinbrück selbstkritisch zu, dass in den zurückliegenden Jahren in der gesellschaftlichen Wertschätzung und der bildungspolitischen Diskussion zu sehr die akademische Karriere in den Vordergrund gerückt und die berufliche Bildung vernachlässigt worden sei. Hier gelte es, umzusteuern.
Die Handwerksvertreter forderten in der Runde eine intensivere und praxisorientierte Berufsorientierung der Schüler, um sie besser auf eine Ausbildung vorzubereiten. Im Beisein von Kultusminister Christoph Matschie lud das Handwerk zum wiederholten Mal die Lehrer ein, durch Betriebspraktika eigene Erfahrungen zu sammeln, um die Schüler besser auf ihre Berufswahl vorzubereiten.
Peer Steinbrück besuchte das Handwerk gemeinsam mit Thüringens Kultusminister Christoph Matschie, Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Staschewski und SPD-Bundestagsmitglied Carsten Schneider.