„Handwerk zum Anfassen“ geht hoch hinaus
08. Mai 2024
Berufe-Veranstaltung auf dem Erfurter Domplatz ist auf Anhieb ein Erfolg
Mit breitem Grinsen schwebt Lea Müller über dem Erfurter Domplatz. Der Weg nach oben war ganz leicht. Kurz am Gerüst anstellen, in ein Sicherheitsgeschirr schlüpfen, festziehen und warten, bis der Gerüstbauer auf den Knopf drückt. Schon beginnt der Motor sich zu drehen und der Flug in etwa fünf Meter Höhe beginnt. Für die 17-jährige Schülerin aus Erfurt ist es einer der kleinen Höhepunkte an diesem Tag. Auch, weil sie trotz Dauerregens, einen ungewöhnlichen Blick über das „Handwerk zum Anfassen“-Event hat.
Rund 25 Stände haben sich an diesem Dienstag Anfang Mai auf dem Domplatz aufgestellt. Und alle Standbetreibenden haben einen Wunsch, den Stefan Lobenstein, Präsident der Handwerkskammer Erfurt, treffend zusammenfasst: „Alle Unternehmen hier bieten Ausbildungsplätze und versuchen diese gut zu besetzen.“ Wie gut das funktionieren kann, zeigt sich am Stand des Unternehmens Glinicke. Der Auto-Konzern stellt seine Werkstatt und präsentiert die Vielfalt der handwerklichen Betriebe, die im KFZ-Gewerbe gebraucht werden. Auf einer eigens hergerichteten Türe können sich die Schülerinnen und Schüler beim Ausbeulen versuchen, ein Schulungsmotor vermittelt einen Eindruck von dem, was eigentlich unter Motorhaben versteckt ist. Für Brandon aus Crawinkel ist der Glinicke-Stand besonders interessant. Der 16-jährige Regelschüler informiert sich gern über Ausbildungsberufe. Derzeit seien drei Lehren in seiner Auswahl: Tischler, der KFZ-Bereich und Logistiker.
Nicht dabei ist für ihn ein Beruf im Straßenbau. Und das, obwohl auch solche Unternehmen sich beim „Handwerk zum Anfassen“ zeigen. So wie die Rohde Gruppe, deren orangefarbene Berufskleidung vor dem Grau der Wolken strahlt. Daniela Plischke steht in ihrer leuchtenden Weste hinter dem Stand des Unternehmens. Als erste Ansprechpartnerin für Organisations- und Verwaltungsthemen sei sie oft auch für Anliegen der Auszubildenden bei Rohde verantwortlich, erklärt sie. Rohde präsentiert sich mit einem Geschicklichkeitsspiel, bei dem ein Metallzyllinder mittels Bagger-Arm in ein Rohr versenkt werden muss. „Wir machen hier eine wirklich gute Erfahrung. Wer zu uns an den Stand kommt, hat großes Interesse und möchte wirklich etwas über das Handwerk wissen“, sagt Plischke und nennt dies als eine wichtige Unterscheidung zu anderen Ausbildungsmessen.
Ein Fakt, auf den auch Stefan Lobenstein stolz ist. Zum ersten Mal veranstaltet die HWK Erfurt eine solche Veranstaltung auf dem Domplatz. „Dass gleich so viel Interesse ist und heute mehr als 1100 Schülerinnen und Schüler aus 30 Schulen da sind, davon waren selbst wir überrascht.“ Die Präsentation in der Landeshauptstadt findet in Kooperation mit der Erfurter Wirtschaftsförderung statt. Deren Amtsleiterin, Anastasia Sergan-Waßmann, blickt ebenfalls zufrieden auf das Event: „Wir wissen um den Bedarf an Azubis, den es auch im Handwerk gibt. Hier ist ein gutes Beispiel, wie berufliche Orientierung ganz praktisch funktioniert.“
Der Aktionstag „Handwerk zum Anfassen“ wurde durch das Projekt Passgenaue Besetzung - Willkommenslotsen initiiert und umgesetzt.
Das Programm „Passgenaue Besetzung und Willkommenslotsen – Unterstützung von Unternehmen bei der passgenauen Besetzung von Ausbildungsplätzen mit Jugendlichen aus dem Inland, aus dem Ausland oder mit Fluchthintergrund“ wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.