Konjunkturflaute und bürokratische Hürden
14. Mai 2024
HGF-Konferenz des Deutschen Handwerks tagt in Erfurt
Die jüngste Konferenz der Hauptgeschäftsführerinnen und -geschäftsführer der bundesweit 53 Handwerkskammern in Erfurt verdeutlichte die vielschichtigen Herausforderungen, denen das Handwerk gegenübersteht. Insbesondere die Einschätzungen von Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), und Thomas Malcherek, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Erfurt, bei der gemeinsamen Pressekonferenz im Anschluss an die Konferenz haben einen Einblick in die derzeitige Lage gegeben.
Konjunkturpessimismus und Bildungsbedarf
"Unsere Konjunkturaussicht für das Handwerk ist aktuell zweigeteilt: Zum einen leiden Bau und Ausbau unter dem schwachen Wohnungsbau und den Verzögerungen bei der Energie- und Klimatransformation und die Industriezulieferer unter den schwachen deutschen Exporten. Zum anderen scheinen die konsumnahen Handwerke als Folge von Lohnerhöhungen und individueller Nachfrage zu profitieren", so Holger Schwannecke. Besonders besorgniserregend sei die geringe Investitionsneigung vieler Betriebe. „Aufgrund des großen Gewichts der Bau- und Ausbaugewerke am Gesamthandwerk wird das Handwerk absehbar keinen Konjunkturimpuls geben, für das Jahr 2024 wird nur ein nominales Umsatzplus von etwa 1 Prozent erwartet, real werden die Umsätze der Betriebe sinken“, so Schwannecke nach der Konferenz in Thüringens Landeshauptstadt. Neben den wirtschaftlichen Herausforderungen standen vor allem die Themen Bildung und Fachkräftegewinnung im Fokus der Diskussion. Schwannecke sprach sich für eine Bildungswende aus und forderte eine verstärkte Berufsorientierung an allen allgemeinbildenden Schulen. Auch an Gymnasien müsse über die Chancen der beruflichen Bildung und die dort möglichen Karrierewege informiert werden und nicht allein eine Studienberatung stattfinden.
Umsatzrückgänge und bürokratische Fesseln
Thomas Malcherek betonte die schwierigen Perspektiven, bedingt durch globale und nationale Entwicklungen. Besonders in der Baubranche kämpfen viele Betriebe mit starken Umsatzrückgängen. Zudem kritisierte er die überbordende Bürokratie, die Innovationen und die Leistungsfähigkeit der Handwerker einschränkt. Eine Studie der Universität Köln unterstreicht diese Einschätzung: Danach will sich gut ein Viertel der befragten Meisterabsolventen allein wegen zu viel Bürokratie nicht mehr selbstständig machen.
Die Diskussion auf der Konferenz verdeutlichte somit die Notwendigkeit ganzheitlicher Lösungsstrategien, die neben wirtschaftlichen Maßnahmen auch unter anderem die Förderung der beruflichen Bildung und einen spürbaren Bürokratieabbau umfasst. Nur so kann sichergestellt werden, dass das Handwerk seine Rolle als zentraler und unverzichtbarer Wirtschaftszweig auch in der Zukunft ausfüllen kann. Malcherek fasst die aktuelle Situation treffend zusammen: "Wir haben derzeit eine Rezession in den Köpfen".