Startschuss in einen neuen Lebensabschnitt
Lars Köhler hat einen Meilenstein in seinem (Berufs-)Leben erreicht: Die Lehre zum Elektroniker in der Fachrichtung Informations- und Telekommunikationstechnik ist erfolgreich abgeschlossen. „Jetzt ruft die Arbeitswelt. Als Geselle möchte ich in den nächsten Jahren viele Berufserfahrungen sammeln und mich weiterentwickeln“, sagt der 24-Jährige, der seine Ausbildung über die Bosch Sicherheitssysteme Montage und Service GmbH mit Unternehmenssitz in Arnstadt absolviert und dabei oft in der Niederlassung in Rodgau (Hessen) gearbeitet hat.
Das Handwerk ist sein Metier. „Ich habe zunächst ein Studium begonnen, aber gemerkt, dass mir die viele Theorie nicht liegt. Ich habe die Entscheidung, ins Handwerk zu wechseln, nicht bereut. Ich habe ständig etwas zu tun und gehe mit viel Spaß zur Arbeit. Das ist doch alles, was man braucht“, sagt der Mann, der von seinem Ausbildungsbetrieb übernommen wurde. Zu seinen aktuellen Aufgaben gehört es, Einbruch- sowie Brandmeldeanlagen zu bauen und zu warten. Damit leistet er einen wesentlichen Beitrag zum digitalen Fortschritt im Handwerk.
Neue Nachwuchskräfte und ein alter Brauch
In einer Feierstunde am heutigen Mittwoch (14. September) hat die Handwerkskammer Erfurt Lars Köhler und 114 weitere Auszubildende aus 16 Berufen freigesprochen – und in einem neuen Lebensabschnitt begrüßt. Nach altem Brauch wurden vor der Übergabe der Gesellenbriefe symbolisch zwölf Kerzen zu Ehren der Lehrlinge angezündet – vier Kerzen von einem Bäckersmann als Symbol für leiblichen Wohlergehen, vier Kerzen von einem Zimmermann als Symbol für ein stabiles Haus und vier Kerzen von einem Schornsteinfeger als Symbol für dauerhaftes Glück.
Der Präsident der Handwerkskammer Erfurt, Stefan Lobenstein, beglückwünschte die jungen Gesellinnen und Gesellen. „Mit der erfolgreichen Prüfung haben Sie wichtige Etappe Ihrer jungen Handwerkerkarriere erreicht. Heute dürfen Sie die Lorbeeren für Ihre Ausbildungszeit ernten“, sagte er in seiner Festrede. Er ließ die zwei turbulenten vergangenen Jahre mit Corona-Pandemie, Home-Schooling, Betriebsschließungen und nicht zuletzt den Krieg in der Ukraine mit all seinen Auswirkungen Revue passieren und lobte die Ausdauer und das Durchhaltevermögen der Nachwuchskräfte, die das Handwerk in Nord- und Mittelthüringen so dringend braucht.
Qualitätssiegel der dualen Berufsausbildung
Insgesamt hatten 126 Lehrlinge an der Ausbildungs- und Gesellenprüfung der Prüfungsausschüsse der Handwerkskammer Erfurt teilgenommen. Der Gesellenbrief gilt als Qualitätssiegel der dualen Berufsausbildung. Er unterstreicht handwerkliches Können, Fachkenntnisse, die Tradition mit neuester Technik verbindet und die Fähigkeit, individuelle Kundenwünsche umzusetzen.
Die Handwerkskammer Erfurt versteht es als eine ihrer Hauptaufgaben, den Wert des Gesellenbriefs zu erhalten und die berufliche Bildung zu stärken. „Noch immer gilt ein Studium, ein Bachelor- oder Masterabschluss oder gar ein Doktortitel in vielen Köpfen als das Rezept für beruflichen und persönlichen Erfolg. Das ist ein Irrglaube, von dem sich die Gesellschaft schnellstmöglich verabschieden muss“, betonte Stefan Lobenstein. Er forderte eine Bildungswende, die die Wertschätzung der beruflichen Bildung steigert und dazu beiträgt, wieder mehr junge Menschen für das Handwerk begeistern zu können.
Maßschneiderin Jahrgangsbeste
Im Rahmen der Gesellenfreisprechung wurden die besten Gesellinnen und Gesellen der elf Gewerke ausgezeichnet. Als beste Auszubildende des Jahrgangs wurde Camille Donath ausgezeichnet. Die 25-jährige Maßschneiderin aus Erfurt hat ihre Ausbildung in der Kulturstiftung Meiningen-Eisenach absolviert und die Prüfungen mit der Note 1 abgeschlossen. Nach dem Abschluss ihrer Lehre strebt sie direkt den Meisterbrief an. Als Jahrgangsbeste erhält sie von der Handwerkskammer Erfurt einen Gutschein für Teil III und Teil IV der Meisterausbildung inklusive Prüfung.
Auch die übrigen Ausgezeichneten können sich freuen. Mit ihren Leistungen haben sie sich für ein Stipendium der „Begabtenförderung berufliche Bildung“ der Bundesregierung qualifiziert. Damit werden sie unterstützt, die weiteren Stufen der Karriereleiter im Handwerk – den Meisterbrief oder den Betriebswirt – zu erklimmen.
In einer Feierstunde am 14. September hat die HWK Erfurt 115 Auszubildende aus 16 Berufen freigesprochen – und in einem neuen Lebensabschnitt begrüßt.