Handwerkskammer Erfurt plädiert für schrittweise Öffnung zur Rettung der BetriebeStufenplan für den Weg durch die Corona-Pandemie vorgestellt
04. Februar 2021
Die frühzeitige Verlängerung des Lockdowns in Thüringen bis zum 19. Februar 2021 hat zu einer tiefen Verunsicherung und Enttäuschung der Handwerker geführt. „Jeder Tag länger im Lockdown führt zu massiven wirtschaftlichen Problemen der Betriebe. Zeitaufwändige Verwaltungsarbeiten dürfen nicht zu Lasten der Wirtschaft und der Gesellschaft führen. Die Betriebe benötigen eine klare Perspektive, wann sie wie wieder öffnen dürfen. Gelingt dies nicht, droht die Stimmung in der Gesellschaft zu kippen und die bisherigen Erfolge nichtig zu machen“, sagt Stefan Lobenstein, Präsident der Handwerkskammer Erfurt.
Bereits im Januar hatte sich das Thüringer Handwerk mit der Sorge über die Folgen des anhaltenden Lockdowns und der Forderung nach einem realistischen Wenn-dann-Maßnahmen-Katalogs an die Landesregierung gewandt. „Wir benötigen eine erkennbare Exit-Strategie noch vor dem 19. Februar 2021. Unsere Betriebe verlangen mehr Berechenbarkeit in den politischen Entscheidungen und eine verlässliche Planungsgrundlage“, fasst Lobenstein die Situation des Handwerks zusammen.
Wenn der Impfstoff bis in den April hinein knapp bleiben sollte, ist laut Vorstand der Handwerkskammer Erfurt auch eine Anpassung der Impfstrategie dringend notwendig. „Wir weisen einmal mehr darauf hin, dass alle Personen, die in ihrem wirtschaftlichen Leben unmittelbaren menschlichen Kontakt haben, oberste Priorität besitzen und schneller geimpft werden müssen. Das Handwerk trägt als wirtschaftliche Produktivkraft zu großen Teilen die Pandemie- und Verwaltungskosten und ist dank überzeugender Hygienekonzepte nicht Treiber des Infektionsgeschehens“, appelliert er. Zukünftige Entscheidungen müssten auf klaren Evidenzen basieren und differenzierte Lösungen statt pauschalen Schließungen beinhalten.
Der Vorstand plädiert für eine Kombination von Inzidenzwert und der strikten Einhaltung effektiver, mit den Behörden abgestimmten Hygienekonzepten und hat der Landesregierung deshalb einen Stufenplan zur schrittweisen Öffnung vorgeschlagen.
Bei einer Inzidenz unter 100 im Landkreis bzw. in den kreisfreien Städten:
- die Gesundheits- und körpernahen Dienstleistungen dürfen ihrer Tätigkeit nachgehen mit Auflagen wie Zugangsbeschränkungen und Maskenpflicht
- Gastronomie inkl. Cafés sind geschlossen; Außer-Haus-Verkauf ist erlaubt
- Betreuung der Kinder ist gesichert durch eingeschränkten Regelbetrieb in den Kindergärten; Wechselunterricht für alle Klassen in den Schulen ist zulässig
- Messen für Handwerker, gewerbliche Ausstellungen und Spezialmärkte (z.B. Töpfer- und Kunsthandwerk) bleiben geschlossen
Bei einer Inzidenz unter 50 im Landkreis bzw. in den kreisfreien Städten:
- die Gesundheits- und körpernahen Dienstleistungen dürfen ihrer Tätigkeit mit erleichterten Zugangsbeschränkungen nachgehen, Maskenpflicht bleibt bestehen
- Öffnung der Gastronomie inkl. Cafés, mit z.B. 50 Prozent der nach dem jeweiligen Hygienekonzept zulässigen Sitzplätze
- Öffnung des Einzelhandels sowie Mischbetrieben mit Auflagen wie Zugangsbeschränkungen und Maskenpflicht
- Betreuung der Kinder ist vollständig gesichert durch Regelbetrieb und feste Gruppenzuordnung
- Zulassung von Messen für Handwerker, gewerblichen Ausstellungen und Spezialmärkten (z.B. Töpfer- und Kunsthandwerk) mit Auflagen wie Zugangsbeschränkungen und Maskenpflicht
Bei einer Inzidenz unter 10 im Landkreis bzw. in den kreisfreien Städten:
- die Gesundheits- und körpernahen Dienstleistungen dürfen ihrer Tätigkeit nachgehen unter Einhaltung der Hygienestandards
- Aufhebung der Begrenzung der Gästezahl in der Gastronomie inkl. Cafés, das Abstandsgebot gilt weiter
- Betreuung der Kinder ist vollständig gesichert durch Regelbetrieb
- das gesamte außerbetriebliche Aus-, Fort-und Weiterbildungsangebot ist in Präsenz zulässig
- Zulassung von Messen, gewerblichen Ausstellungen und Spezialmärkten unter Einhaltung der Hygienekonzepte
Der Vorstand der Handwerkskammer Erfurt betont, alle in den vergangenen Monaten bisher getroffenen politischen Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung mitgetragen zu haben. Jedoch seien viele Handwerker am Ende ihrer Belastungsgrenze.